1928
- 17. Januar
- Josef Stalin verbannt Leo D. Trotzki nach Alma-Ata.
- 11.-19. Februar
- II. Olympische Winterspiele in St. Moritz. Erstmals nach dem Ersten Weltkrieg nimmt wieder eine deutsche Mannschaft an Olympischen Spielen teil.
- 15. Februar
- Die Verhandlungen der Regierungsparteien über ein neues Reichsschulgesetz werden ergebnislos abgebrochen.
- 27. März
- Der Reichstag lehnt den Antrag, die Mittel zum Bau des Panzerkreuzers A zu streichen, gegen die Stimmen der SPD, KPD und weiterer Abgeordneter ab.
- 31. März
- Vorzeitige Auflösung des Reichstags. Die Neuwahlen werden auf den 20. Mai festgesetzt.
- 11. April
- Auf der Opel-Rennstrecke in Rüsselsheim wird der erste Rennwagen mit Raketenantrieb getestet.
- 20. Mai
- Bei den Reichstagswahlen erzielen SPD und KPD deutliche Gewinne.
- 12. Juni
- Reichskanzler Wilhelm Marx (Zentrum) tritt zurück. Der Reichspräsident beauftragt Hermann Müller (SPD) mit der Regierungsbildung.
- 28. Juli - 12. August
- IX. Olympische Sommerspiele in Amsterdam.
- 29. Juli
- Der HSV wird deutscher Fußballmeister (5:2 im Endspiel gegen Hertha BSC Berlin).
- 10. August
- Die Reichsregierung beschließt mit den Stimmen der SPD-Minister, den Bau des Panzerkreuzers A zu beginnen.
- 18. August
- Die Reichstagsfraktion der SPD bedauert die Zustimmung der SPD-Minister zum Bau des Panzerkreuzers A.
- 31. August
- Uraufführung der "Dreigroschenoper" von Kurt Weill und Bertolt Brecht
- 13. Oktober
- Die Reichspost schafft die Telefonpauschale ab. Fortan wird nach Einzelgesprächen abgerechnet.
- 16. Oktober
- Das von der KPD initiierte Volksbegehren gegen den Bau des Panzerkreuzers A scheitert.
- 6. November
- Der Republikaner Herbert C. Hoover wird zum Präsidenten der USA gewählt.
- 31. Dezember
- Die SPD hat 937 381, darunter 198 731 weibliche, Mitglieder in 8916 Ortsvereinen.
Protest gegen SPD-Minister

In
der Generalversammlung wird der Vorstand bestätigt und Maßnahmen für
eine bessere Zusammenarbeit von Partei und Rathausfraktion beschlossen.
Nach der gewonnenen Reichstagswahl und der Bildung einer Regierung
unter Führung der SPD kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen um den
Bau des Panzerkreuzers A. Die Linkenheimer Sozialdemokraten
beschließen, aus Protest gegen die Haltung der SPD-Minister den
abzuführenden Anteil der Mitgliedsbeiträge bis auf weiteres
einzubehalten.
Protokoll von der Generalversammlung am 22. Januar 1928
Der Vorstand begrüßte die Erschienenen und gab die Tagesordnung bekannt, auf der 4 Punkte standen.
- Punkt Geschäfts- und Kassenbericht
- " Neuwahl des Gesamtvorstandes
- " Veranstaltungen betr.
- " Verschiedenes
Bevor zur Tagesordnung übergegangen wurde begrüßte der Vorstand zwei neu eingetretene Mitglieder, es sind dies Wilh. Ritz und Johann Tropf.
Sodann erteilte er dem Schriftführer zu Punkt 1 der Tagesordnung zum verlesen des Protokolls das Wort. Gegen das Protokoll sowie gegen den vom Kassierer Wilh. Heuser erstatteten Kassenbericht hatte niemand etwas einzuwenden. Nachdem die beiden Revisoren F. Günther und Alb. Nagel einen kurzen Bericht über den Befund der Kasse bei der Revision erstattet hatten erteilte der Vorstand Entlastung. Der Mitgliederstand beträgt 36.
Dann gab der Vorstand noch einen kurzen Rückblick über das verflossene Jahr und kritisierte unter anderem die Mitgliederbewegung, daß die kleine Mitgliederzahl unserer Partei in gar keinem Verhältnis stehe zu der großen und dazu noch freigewerkschaftlich organisierten Arbeiterschaft. Wenn wir auch bis jetzt bei den Wahlen immer ein gutes Resultat erzielen konnten, so können wir doch nicht so mit Bestimmtheit rechnen als wenn wir die doppelte oder dreifache Mitgliederzahl hätten. Genosse Wilh. Lang meint dazu daß es eben Arbeiter gibt, die sagen, wenn wir nur einen Wahlverein haben und ihr seid ja dabei und wenn Wahl ist bekommt ihr meine Stimme das genügt doch. Genosse Alb. Nagel führt dann aus daß die Baugewerkschaft hier im letzten Jahr einen schönen Mitgliederzuwachs zu verzeichnen hatte und daß unsere Partei doch ebenso hätte wachsen sollen. Auch Genosse Fr. Günther betonte das und meinte daß doch gerade die S.P.D. die Interessen der Gewerkschaften im Land und Reichstag vertrete und es Pflicht eines jeden freien Gewerkschaftlers wäre der Partei anzugehören.
Beim 2ten Punkt Neuwahl betr. wurde der Gesamtvorstand wieder gewählt.
Zum 3ten Punkt Veranstaltungen betr. wurde beschlossen sobald als möglich an einem freien Sonntag eine öffentliche Versammlung abzuhalten mit einem Vortrag über das vielumstrittene Reichsschulgesetz, wozu als Referent womöglich Schulinspektor Rheinmuth oder Hauptlehrer Gaebler genommen werden soll.
Der von Innenminister von Keudell (DNVP) vorgelegte Entwurf für ein Reichsschulgesetz bevorzugte die Bekenntnisschule gegenüber weltlich ausgerichteten Schulformen. Der Entwurf fand keine Mehrheit.
Bei Punkt Verschiedenes gab der Vorstand bekannt daß uns vom Bücherkreis 6 Bücher zugesandt wurden. Er bittet darüber zu entscheiden ob wir sie behalten wollen oder nicht. Es wurde beschlossen diese zu behalten und der Bibliothek einzuverleiben. Des weiteren wurde beschlossen dieselbe auch außenstehenden zugänglich zu machen und einen kleinen Betrag wie folgt als Leihgebühr zu erheben. Für Mitglieder die ersten 4 Wochen frei nachdem für jede Woche 10 ₰. Für außenstehende die ersten 4 Wochen 10 ₰ nachdem für jede Woche 20 ₰ pro Buch.
Weiter wurde beschlossen daß in Zukunft der Vorstand, der nicht der Rathausfraktion angehört, zu den Vorsitzungen eingeladen wird zwecks besserer Orientierung. Zum Schluß gab der Vorstand noch ein Rundschreiben des Sekretariats bekannt, wonach am 12. Febr. im Volkshaus Karlsruhe eine Konferenz zur Aufstellung der Landtagskandidaten stattfindet. Als Delegierte wurden der 1. Vorstand und Genosse Wih. Funk gewählt.
Der Schriftführer F. Ritz
Im "Volkshaus" in der Schützenstraße (Südstadt) befanden sich die Büros und Versammlungsräume des ADGB.
Versammlungsbericht vom 24. III. 1928
Auf der Tagesordnung standen 4 Punkte.
Der erste Punkt Protokoll verlesen der letzten Versammlung wurde durch den Schriftführer erledigt. Beim 2ten Punkt Wahl eines Delegierten zum Parteitag in Pforzheim, wurde kein Delegierter mehr gewählt, da dieser schon heute und morgen stattfindet und jetzt bereits schon tagt. Eine Versammlung die zu dieser Wahl aus den 10. d. Mts angesetzt war konnte nicht stattfinden da nur 6 Genossen erschienen waren. Beim 3ten Punkt entspinnt sich eine lebhafte Debatte. Der Vorstand gab bekannt daß die K.P.D. an ihn heran getreten sei mit dem Ersuchen die Maifeier wie letztes Jahr miteinander zu begehen. Es wurde gegen zwei Stimmen beschlossen diese Feier für uns allein zu veranstalten.
Da der Sonntag vor und nach dem 1. Mai von anderen Vereinen belegt sind, so soll dieselbe am 1. Mai dienstags abends mit Hinzuziehung eines Redners stattfinden. Bei Punkt Verschiedenes wurde über die Zeitungszustellung berechtigte Kritik geübt. Der Vorstand versprach, diesem Mißstand abzuhelfen. Jetzt kam noch die Biersteuer zur Sprache. Aus der Aussprache ging hervor daß die Fraktion vorerst eine abwartende Stellung einnehmen sollte.
Hiermit konnte der Vorstand die Versammlung schließen.
Fr. Ritz, Schriftführer
Die Maifeier fand wie bei der letzten Versammlung beschlossen wurde, im Adlersaal statt.
Fr. Ritz, Schriftführer
Das hiesige Ergebnis der am 20. Mai 1928 stattgefundenen Reichstagswahl ist aus beigelegtem Wahlvorschlag zu ersehen.
F. Ritz, Schriftführer

Auf dem ins Protokollbuch eingehefteten Stimmzettel sind die Stimmen für die einzelnen Parteien notiert. Von 727 abgegebenen Stimmen entfielen 210 auf die SPD. Mit 28,9% lag das Ergebnis deutlich über dem Schnitt im Land Baden (22,5%) und knapp unter dem Reichsergebnis (29,8%).
Wie aus einem späteren Protokoll hervorgeht, ist der Stimmenanteil in Linkenheim im Vergleich zu den hier nicht dokumentierten Reichstagswahlen von 1924 zurückgegangen.
Versammlungsbericht vom 8. Sept. 1928 im Lamm
Die ganze Versammlung war eine Kritik an der Haltung unserer 4 Parteigenossen in der Reichsregierung zur Panzerkreuzerfrage, welche in nachfolgendem Schriftsatz enthalten ist. Dieser wurde von den drei dazu bestimmten Genossen Fr. Günther, Ludwig Ratzel und Fr. Ritz aufgesetzt und dem Sekretariat zugeleitet. Er lautet wie folgt:
Wie allerorts unter der Arbeiterschaft eine scharfe Kritik an der Haltung unserer Genossen in der jetzigen Reichsregierung zur Panzerkreuzerfrage geübt wird, so haben sich auch die hiesigen Parteigenossen bei der am 8. d. Mts. stattgefundenen Mitgliederversammlung ihrem Innern Luft gemacht. Schon am Eingang der Versammlung Punkt 1 der Tagesordnung (Gedenktag am 21. Oktober mit darauffolgender Werbewoche) hat gezeigt welche Stimmung unter den Genossen vorherrschend ist. Es wurde in der Hauptsache die Frage gestellt, mit welchen Mitteln eine durchgreifende Werbung möglich ist, wenn auf der anderen Seite unsere 4 Parteigenossen in der Reichsregierung der Panzerkreuzerfrage gegenüber eine derartige Stellung einnehmen, daß dadurch jegliche Werbung im Voraus unmöglich gemacht wird. Die Parteipresse und deren Instanzen mögen die Sache auch drehen und wenden wie sie wollen, die Tatsache bleibt doch bestehen, daß man zur letzten Reichstagswahlagitation die Panzerkreuzerfrage gerade im Gegenteil behandelte wie heute von Seiten unserer Parteipresse.
Unsere Genossen stehen einmütig aus dem Standpunkt, daß sie sich einen derartigen Faustschlag durch ihre Vertreter in der Regierung nicht zu 2tenmal gefallen lassen.Es wurde deshalb einstimmig beschlossen, der Parteikasse als Protest solange keine Beiträge mehr abzuliefern bis unsere Genossen in der Reichsregierung kein Mittel unversucht lassen den Panzerkreuzerbau unmöglich zu machen. Außerdem sehen wir nicht ein daß unsere Genossen derartige Riesensummen bewilligen zu ausgesprochenen Luxuszwecken, wo gerade wir in der Gemeinde Linkenheim nicht in der Lage sind die Mittel aufzubringen die so dringend erforderliche Kanalisation durchzuführen.
Fr. Ritz, Schriftführer
Informationen zur Panzerkreuzerfrage
Am 16. September ereilte uns die traurige Pflicht unseren Parteigenossen
Robert Oberacker
zur letzten Ruhestätte zu begleiten wobei der Vorstand L. Ratzel als letzte Ehrung einen Kranz an seinem Grabe niederlegte.
Ehre seinem Andenken.
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Unsere Grundwerte: Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität

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